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Ein Schülerwerk wird zum Bestseller – Die Meyeriade

Wie ein literarisches Märchen klingt die Geschichte des Versepos’ Die Meyeriade: Gerade 19 Jahre war Oskar Kraus (1872–1942) alt, als sein Schülerepos als Nummer 2980 in „Reclams Universalbibliothek“ erschien, und der Erfolg seiner Hexameter war von diesem Moment an nicht mehr zu bremsen. Fast jeder Gymnasiast in den böhmischen Ländern kannte die Geschichte des alten Professor Meyer und seiner Schüler – nicht selten wurden die Verse als Vorlage für Schülerstreiche genutzt. Immer wieder wurde die Meyeriade neu aufgelegt und galt neben Goethes Faust und Schillers Wilhelm Tell lange Zeit als das meistverkaufte Bändchen der berühmten Reclam-Reihe. Heute ist der Text, der gesättigt ist von Prager Lokalkolorit und der bis zum Zweiten Weltkrieg in Hunderttausenden von Exemplaren verbreitet war, nur noch einem kleinen Leserkreis bekannt.

Oskar Kraus studierte in Prag Rechtswissenschaften und Philosophie und wurde später selbst Professor an der Prager deutschen Universität.

Schreiend liessen die Helden die Tür los, die Plätze erstrebend, Jählings stürzte der Alte herein und Heulen erhob sich. „Welcher elende Knabe hat diese Frechheit ersonnen? Halten mir meuchlings die Tür zu, no das is’ doch eigentlich sehr gut!“ Also rief erbebend der Greis: „Er melde sich selber!“

Oskar Kraus, Die Meyeriade

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