Kulturgeschichte Österreichs
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Stefan Slupetzky – Die Farben der Stadt in Schwarz

Als Illustrator und Verfasser von Kinderbüchern ist er erfolgreich, ebenso als Bühnenautor, Dramaturg, Schauspieler und Musiker. Doch das Talent Stefan Slupetzkys (1962) zeigt sich vor allem dann, wenn er die bunte Palette seines Könnens zu einem abgrundtiefen Schwarz zusammenmischt. Denn mit einer solchen Tinte schreibt er die Kriminalromane um den ehemaligen Polizisten Lemming. Faustdick ist die Patina des Scheiterns und des Weltekels, die den maulfaulen Wiener Privatdetektiv umgibt, und der Autor lässt ihn durch seine Ermittlungen taumeln wie einen angezählten Boxer. Ein Antiheld, der einer durchweg schlechten Welt nurmehr die andere Wange und das bessere Wissen entgegenhalten kann. Bereits in drei Fälle hat Stefan Slupetzky ihn verwickelt und durch die schattigeren Gassen und Winkel der Hauptstadt geschickt.

Den jüngsten Roman, Das Schweigen des Lemming (2006) haben die Wiener in einer Umfrage 2007 unter ihre hundert liebsten Bücher gewählt. Dass die Leser der Stadt den Lemming so ins Herz geschlossen haben, hat vielleicht mit dem besonders feinen Gespür für den bitteren Stolz und die Größe des Verlierens zu tun, den man den Wienern nachsagt. Oder vielleicht einfach damit, dass Stefan Slupetzky ein böses Talent hat: Für schwarze, komische und dabei bestechend kluge Geschichten aus Wien. 

Der Lemming kauert auf dem Boden und betrachtet die gestorbenen Überreste des Feindes. Er ertappt sich dabei, nicht das Maß an Genugtuung zu empfinden, das ihm eigentlich zustünde. Fast hat er ein schlechtes Gewissen für diesen Mangel an Schadenfreude: Hier tritt wieder einmal sein verkümmerter Egoismus zutage, der bisweilen an Selbstaufgabe grenzt. 

Stefan Slupetzky, Lemmings Himmelfahrt (2005)

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