Zur Geschichte der Medizin
Aus dem Weltreich der Heilkunst und Pharmazie
Eine digitale Galerie

Ferdinand Ritter von Hebra

7. 9. 1816 - 5. 8. 1880

Als man ihm, dem Jungen im Kollegium der Assistenten von Professor Josef Škoda in Wien anno 1841, die Betreuung der Patienten mit der juckenden Krätze übertrug, da fand Ferdinand von Hebra sein ureigenes Betätigungsfeld. Noch gab es ja kein eigenes Fach für Hautkrankheiten, Hebra sorgte dafür, daß sich das änderte. So wurde er, mit 29 Jahren, erster österreichischer Ordinarius für Dermatologie am Allgemeinen Krankenhaus zu Wien. Hunderte Begriffe fehlten da noch, und Hebra mußte dem neuen Fach erst einmal die Terminologie geben, das wissenschaftliche Grundwerkzeug. Immer noch geisterte die alte Humoralpathologie durch die Köpfe, Hebra machte Schluß mit solchen Faxen. Fleißig und unermüdlich baute er das Fach auf, besessen von den Hautkrankheiten, wie man hinter vorgehaltener Hand raunte.

Was das mit der Krätze eigentlich war, das fand er später auch noch raus, auch in Selbstversuchen – ekelhafte Grabmilben, die als Parasiten in der Haut vegetieren und ihre Eier in Bohrgänge ablegen. Auch mit seinem Wasserbett hat er von sich reden gemacht, mit dem er die furchtbaren Dekubitalgeschwüre zu verhindern hoffte (wiewohl das Wasserbett bekanntlich nicht in Wien, sondern von nomadischen Wüstenvölkern unter sengender Sonne ausgedacht wurde: aus Ziegenhäuten genähte Wasserbeutel, die sich tags aufheizten und in den kalten Wüstennächten eine warme Schlafunterlage boten).

Weltweit berühmt wurde Hebra jedoch durch seine Bücher, den Atlas der Hautkrankheiten von 1856 und das Lehrbuch der Hautkrankheiten von 1876, die Summe dermatologischen Wissens seiner Zeit, aufbereitet in großartigen Bildern. Bei letzterem war bereits der begnadete Kliniker Moritz Kaposi maßgeblich beteiligt, ein ungarischer Konvertit aus Kaposvár, der sein Nachfolger werden sollte. Am Nutzen der wissenschaftlichen Dermatologie zweifelte da niemand mehr.

Im Jahr vor seinem Tode wurde Ritter von Hebra eine letzte große Ehre zuteil: Er wurde Präsident der angesehenen und hochvornehmen Gesellschaft der Ärzte in Wien. Ganz gut für einen, der einst Krätzenkrusten salbte.

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