Zur Geschichte der Medizin
Aus dem Weltreich der Heilkunst und Pharmazie
Eine digitale Galerie

Emil Theodor Kocher

25. 8. 1841 - 27. 7. 1917

In Berlin hatte der Assistent am Inselspital Virchow und Langenbeck kennengelernt, einen bezahlten Posten bekam der Ausländer gleichwohl nicht. In London dem Mekka der Chirurgie, wurde ihm bei Spencer Wells der Wert der Sauberkeit im OP eingeimpft. Kein Geringerer als Theodor Billroth verwendete sich für Kocher, damit er 1872 zum ordentlichen Professor ernannt wurde, ganze 45 Jahre konnte er dann segensreich als Klinikdirektor am Inselspital wirken. Seine Schüler, Männer wie César Roux, Otto Lang und Harvey Cushing, sollten die Lehrstühle und Kliniken der nächsten Jahrzehnte bevölkern.

Für seine Studien im Zusammenhang mit der Schilddrüse und dem Kropf erhielt er – als erster Chirurg überhaupt – den Nobelpreis. Strumapatienten aus der ganzen Welt eilten in seine Klinik. Seine Schriften belegen, daß er auch in all den anderen Bereichen der weiten Chirurgie ein scharfsinniger Meister war, von den chirurgischen Infektionskrankheiten bis zur Versorgung von Schußwunden, von der Herniotomie (d. h. die Invaginationsverlagerung der Hernia inguinalis) bis zur Darmanastomosierung. Er schrieb über Wirbelsäulenverletzungen und Kretinismus, über Neurochirurgie und Trepanationstherapie bei Fokalepilepsien, über Phosphornekrosen durch gelben Phosphor in Streichholzfabriken.

Das Kocher-Manöver zur Lösung retroperitonealer Strukturen wurde chirurgisches Allgemeingut, genauso seine Methode der Reposition von Schultergelenksluxationen mit nur drei Handgriffen (Adduktion, Außenrotation und Elevation). Als erster fertigte Kocher neurotopographische Bilder der menschlichen Dermatome, nachdem er akribisch mit seinen Assistenten die Folgen von Rückenmarksverletzungen dokumentiert hatte – über Jahrzehnte.

Was blieb? Eine neue Chirurgie auf wissenschaftlicher Basis, die er maßgeblich mitgeprägt hat und die in direkter Linie in unsere sterilen Operationssäle führt. Da hört man Chirurgen noch heute täglich unzählige Male, die Hand zur OP-Schwester gestreckt, die „Kocher“ verlangen, wenn zum Fassen eines Gewebslappens die traumatische Klemme mit dem kleinen Zahn am Ende gebraucht wird. Die Kocherklemme nämlich, die hat auch er ausgedacht, ein nettes Erinnerungsstück für die Nachwelt.

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