Hendrik van Deventer
16. 3. 1651 - 12. 12. 1724
Der Pionier der wissenschaftlich begründeten Geburtshilfe verfaßte unter anderem das 1701 erschienene Nieuw Ligt (Operationes chirurgicae NOVUM LUMEN), das im 18. Jahrhundert zum Standardwerk seines Gebietes wurde und ins Deutsche (1704), Englische (1716) und Französische (1733) übersetzt wurde. In Holland wurde das Werk fünfmal aufgelegt, zuletzt 1790 in Amsterdam. Der ursprüngliche Goldschmied Deventer lernte bis 1674 bei einem Hamburger Apotheker, 1679 begegnet er uns im Walta-Schloß im friesischen Wiuwert, bereits als Chirurgus und Geburtshelfer. Auf einer Reise nach Kopenhagen hatte er zwei rachitische Kinder des dänischen Königs Christian V. behandeln können – das sprach sich herum. Wiewohl der Autodidakt keine Kenntnisse des Lateinischen besaß, wurde ihm 1694 an der Universität von Groningen die Promotion gestattet, ausnahmsweise in holländischer Sprache. Zunächst ordinierte er in seinem Landhaus in Voorburg bei Den Haag, ohne ins Collegium der Ärzte aufgenommen zu werden, schließlich genehmigte der Haager Magistrat dem ehemaligen Goldschmied die Eröffnung einer geburtshilflichen Praxis in der Stadt.
Deventer verwendete als einer der Ersten den Begriff Placenta praevia, und beschrieb auch die Diagnose und Therapie dieser Gegebenheit. Im Bestreben, die anatomischen Gesetzmäßigkeiten des weiblichen Beckens zu ergründen, definierte er das heute noch als Deventer-Diameter bezeichnete innere Beckenmaß (Diameter obliqua). Auch die Deventer-Methode der Lagerung bei Nabelschnurvorfall geht auf den Holländer zurück.
Goldschmied, Chirurg und Geburtshelfer Hendrik van Deventer
Er verfaßte eine ganze Reihe geburtshilflicher Schriften, hat sich auch durch Begründung der Orthopädie ein Verdienst erworben und ist jedenfalls bei letzteren Studien auf die Form- und Maßverhältnisse des Bekkens hingeführt worden.
Karl Sudhoff