Kinderschicksale in den Wirren der Nachkriegszeit
Eine Rettungsaktion für deutsche und jüdische Kinder 1945–1947 in der Tschechoslowakei
Mit zahlreichen Farb- und sw-Abbildungen
- 13 x 21 cm, 248 Seiten
- Deckenband, Fadenheftung, Schutzumschlag, Lesebändchen
- ISBN 978-3-89919-361-9
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€ 19,90 (D)€ 20,50 (Ö)
Kinder ohne Eltern, Strandgut des Krieges – die Schweizer Erzieherin Olga Fierz erzählt die ergreifende Geschichte einer einmaligen Rettungsaktion in einer aus den Fugen geratenen Zeit. Zusammen mit dem Humanisten Přemysl Pitter hatte sie jüdische Kinder aus Theresienstadt aufgesammelt und auch die „Kinder des Feindes“ aus tschechischen Internierungslagern. In herrenlosen Schlössern rund um Prag gaben Fierz und Pitter ihren traumatisierten Schützlingen ein liebevolles Heim, eine neue Familie und die Aussicht auf ein lichtes Morgen.
♦ Zum Gedenken an Přemysl Pitter
♦ Einleitung
♦ Kinder aus dem Ghetto Theresienstadt
♦ Jugendliche Rückkehrer aus ausländischen Konzentrationslagern
♦ „Kinder des Feindes“ aus tschechischen Internierungslagern
♦ Der traurige Spätsommer im Schlößchen Lojovice
♦ Helmut und Gila
♦ Der kleine Werner
♦ Zimmer Nr. 2
♦ Das fünfblättrige Kleeblatt und der weite Weg in die Freiheit
♦ Das Arzthaus und seine Patienten
♦ Rita und Jutta
♦ Hitlerjugend in den Schloßheimen
♦ Rückreise nach Deutschland
♦ „Ich will nicht nach Hause!“
♦ Vier verschlossene Jungen
♦ Die kleine Marta „adoptiert sich“ Eltern
♦ Das gelebte Märchen
♦ Erinnerungen ehemaliger Pflegekinder
♦ Über die Autorin
Buchbesprechung im Sudetendeutschen Pressedienst am 27.7.2023
Waisenkinder – Überlebende des Krieges
Dies ist die Geschichte von zwei Menschen, die ihr Leben in den Dienst der Kinder gestellt haben, die Opfer der Gefühllosigkeit und Brutalität der Erwachsenen geworden waren. Der junge Přemysl Pitter (1895-1976) musste als Soldat im ersten Weltkrieg vier schreckliche Jahre aushalten, ohne selbst einen Schuss abgegeben zu haben. Wie durch ein Wunder kam er heil nach Hause zurück. Diese Erfahrung war für ihn der Anstoss, nach einem Pädagogik- und Theologie-Studium ein Leben lang Waisenkindern zu einem Leben ohne Angst und Elend zu verhelfen. Die Schweizerin Olga Fierz (1900–1990) lernte ihn 1927 auf einer Konferenz in Oberammergau kennen und schloss sich ihm als Lebensgefährtin und Mitarbeiterin an. Beide mussten erfahren, wie sie für diese Aufgabe immer wieder selbst in Lebensgefahr kamen.
Zunächst kümmerten sie sich um Kinder aus zerrütteten Verhältnissen im Prager Arbeiterviertel Žižkov. Nach der Errichtung des nationalsozialistischen Protektorates ging es um die für die Helfer lebensgefährliche Rettung von jüdischen Kinder, die von Deportation und Tod bedroht waren. Und nach 1945 kamen zu allem Elend noch die hungernden und terrorisierten deutschen Kinder hinzu. Pitter erschrak, zusehen zu müssen, wozu seine Landsleute sich herabgelassen hatten. Mit diesem Kapitel, nämlicher der Zeit von 1945 bis 1947 befasst sich das vorliegende Buch von Olga Fierz.
Mit der Machtübernahme durch die Kommunisten 1948 galten beide als gefährliche Volksfeinde. Deshalb musste Pitter in das Nachbarland Deutschland flüchten, wo er mit Olga seine Hilfe in Not weiter fortsetzte. „Ich bitte, diese 16 Kapitel nicht als blosse Erzählungen zu beurteilen, sondern als ungeschminkte Dokumente dessen, was Kinder in einer unheilvollen Zeit erleiden mussten, und wie doch vielen geholfen werden konnte.“ schreibt die Verfasserin.
Wolfgang Bruder
Buchbesprechung Kuhländchen 02/2018
Olmützer Blätter, Nummer 10/2018